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Hörbücher – Kino für die Ohren

Hörbuch und Hörspiel

Vorab kurz zwei Definitionen. Das Hörbuch basiert auf einem literarischen, gedruckten Werk, das von einem Menschen oder nur wenigen Personen gesprochen wird. Das Hörbuch konzentriert sich – weil nur auf das gesprochene Wort gestützt – stärker auf die Handlung.

Hörspiele – es gibt sie unter dem Namen Feature im Rundfunk auch für Erwachsene – ist inszeniertes Theater für die Ohren. Es enthält neben den Stimmen Hintergrundgeräusche aus dem wirklichen Leben: Motoren, Straßenlärm, Musik, Schritte, Klopfen, Weinen, Lachen und mehr. Das Hörspiel fasziniert die Kinder auch durch die Art der Inszenierung. Zum Beispiel der Klassiker „Die unendliche Geschichte“ von Michael Ende als Hörspiel fasziniert mit raffinierten Klanginstallationen die ganze Familie. Beide Typen sind zur kindlichen Bildung hervorragend geeignet.

 

Hörbücher fördern frühkindliche Bildung

Natürlich ist es am schönsten, wenn Kindern etwas vorgelesen bekommen. Meine Kinder wollte ihre Lieblingsgeschichten von Bibi Blocksberg oder „Winnetou“ immer und immer wieder hören. Sie liebten diese Wiederholungen, während ich die Geschichten schon ganz oder teilweise mitsprechen konnte.

Es ist nur auf den ersten Blick schwer, Kinder für Hörbücher und Hörspiele zu begeistern. Der Zeitgeist befindet sich in einer Epoche der schnell wechselnden bewegten Bilder: vom Fernsehen bis zum Videoclip auf dem Smartphone.

Im Gegensatz zum Fernsehen müssen sich die Kinder beim Hören selbst ein Bild von dem gesprochenen Wort machen. Sie regen die Fantasie, Konzentratation und Sozialkompetenz an, vergrößern den geistigen Horizont und erweitern die sprachliche und schriftliche Ausdrucksfähigkeit. Denn es sind professionelle Rundfunkmoderatoren oder Schauspieler, die solche Texte einspielen. Die Eltern unterstützen all diese positiven Entwicklungen. Sie animieren die Kinder zum Beispiel dazu, Passagen selbst nachzusprechen. Oder die Erwachsenen reden mit den Kindern darüber, welche Vorstellungen sie sich von dem Gehörten gemacht haben. Denkbar ist auch, dass die Kinder Bilder malen von dem, was sie hörten. Ein Vorteil von Hörbüchern ist, dass sie überall verfügbar sind: Als Kassette, CD oder MP3-Player bei langen Autofahrten oder im Wartezimmer beim Arzt. Manchmal sind sie auch die Einschlafhilfe abends im Bett.

 

Sachverhalte und Wertvorstellungen

Das Hörspiel erklärt den Kindern – natürlich altersgerecht – Sachverhalte aus dem alltäglichen Leben: zum Beispiel wie Fahrradfahren funktioniert. Das Hörbuch schafft aber auch Wertvorstellungen, denn es erzählt von Freundschaft und Treue, Verrat und Lüge. Die Auffassungsgabe der Kleinen hat Grenzen. Für Kinder im Vorschulalter gilt bei Hörspiel oder Hörbuch: maximal 15 Minuten. So kommt das Kind emotional runter nach körperlicher Betätigung, hat nach dieser Viertelstunde aber gewiss wieder Lust auf Bewegung. Oder darauf, sich mit den Eltern über das Gehörte auszutauschen. Hervorragende Angebote für Kinder-Hörspiele finden sich auch im Rundfunk, dazu einige Beispiele:
– Kiraka, der Kinderradiokanal auf WDR 5
– AudioLino, ein auf Hörmedien für Kinder spezialisiertes Portal,
– Kakadu, eine Kindersendung auf Deutschlandradio Kultur.

 

Emotionale Nachbereitung

Was lange nur die Märchen vorlesende Oma oder die Gutenacht-Geschichte von Papa war, ist heute auch über professionelle Sprecher möglich. Hörspiele und Hörbücher sind hervorragende Medien zur Kindererziehung. Sie liefern Sachwissen, fördern Konzentration, Spracherwerb und Vorstellungskraft, unterstützen die Bildung von Wertvorstellungen. Der anschließende emotionale Austausch mit den Eltern über das Gehörte ist für die Kinder unverzichtbar.

 

Das HörErlebnis

So waren für meine Kinder Hörbücher immer eine willkommene, sinnvolle Abwechslung und tolle Ergänzung. Vor allem als sie noch nicht lesen konnten, eröffneten sie ihnen neue Welten und Horizonte. Und selbst als sie schon lesen konnten, aber nicht immer wollten, begeisterte das vertonte Buch. Es ist wie ein Kunstwerk, denn gutes, einfühlsames und mitreißendes Vorlesen ist eine Kunst, bei der man, wenn sie wirklich beherrscht wird, am liebsten nicht mehr aufhören möchte zu lauschen.

 

Wir wissen: Lesen ist ein zentraler Schlüssel für Bildung und Kultur. Hörbücher können und sollen das Lesen und Vorlesen nicht ersetzen, schlagen aber in den meisten Fällen eine Brücke zum Lesen.