Die (Un)lust am Lesen
Eine der wichtigsten Aufgaben, die wir Kindern vermitteln können, ist das Lesen. Es schafft die Grundlage, um berufliche Ziele und Wünsche zu erreichen und um sich aktiv am gesellschaftlichen Leben zu beteiligen. Doch während die Kinder im Kindergartenalter Geschichten geradezu verschlingen, nimmt die Begeisterung im Laufe der Schulzeit immer mehr ab.
Das geht soweit, dass Bildungsforscher seit Jahren Alarm schlagen, weil immer weniger Kinder verstehen, was sie lesen. Die Fähigkeit, Aussagen in Texten zu erkennen und größeren Zusammenhängen zuzuordnen geht mehr und mehr verloren, fast jedem fünften Kind im Alter von zehn Jahren in Deutschland. Worte und Sätze werden entziffert, Inhalte jedoch oft einfach nicht verstanden. Das Lesen selbst strengt an. Eine gravierende Entwicklung, die sich auf alle Lebensbereiche auswirkt.
Ein Land der Dichter und Denker…
.. oder eher der Analphabeten? 6,2 Millionen erwachsene Menschen in Deutschland können nicht richtig lesen und schreiben. Aus diesem Grund sollte Sprach- und Leseförderung, laut Jörg F. Maas von der Stiftung Lesen, schon lange vor Beginn der Schulzeit anfangen und alle Akteure mobilisieren, auch im außerschulichen Raum. Denn Bildungserfolg hängt vom Lesen ab. Wer schlecht im Lesen ist, kann meist auch nicht gut schreiben und rechnen. Die fehlende Lesekompetenz, die für viele Bereiche des Lebens unverzichtbar ist, wirkt sich dann auch negativ auf andere Fächer aus.
Dem Buchhandel sind in den vergangenen 25 Jahren 6 Millionen Buchkäufer abhanden gekommen. Kinder haben entweder kaum noch Bücher oder lassen diese ungelesen im Regal liegen. Die Konkurrenz von Smartphone und Tablet, also leicht zu konsumierenden Medieninhalten, ist riesig und attraktiver als Bücher.
Die zweitschönste Nebensache der Welt
Bücher sind fliegende Teppiche ins Reich der Phantasie. Wer liest, taucht in eine andere Welt ab. Die Gedanken werden entfesselt; das Bewusstsein erweitert. Du lernst dazu, wirst unterhalten oder schaffst es, für einen kurzen Moment aus der Realität auszubrechen.
Was wäre Harry Potter ohne die Bibliothek von Hogwarts?
Lesen ist Entspannung und gleichzeitig Training für den Geist. Es gibt keine andere Tätigkeit, die dies ermöglicht. Deshalb solltest du dir täglich Zeit nehmen, dich zurückziehen und ein Buch deiner Wahl lesen… zum Beispiel, wenn der Fernseher läuft.
Die Lust am Lesen
Wie können wir also unseren Kindern nicht nur die Pflicht, sondern auch die Lust am Lesen vermitteln?
Während wir Eltern früher mit der Taschenlampe unter der Bettdecke geschmökert haben, habe ich heute schon Probleme, mein Kind für ‚Gregs Tagebuch‘ einem Comic-Roman zu motivieren, in dem Text mit Comiczeichnungen gemischt wird.
Wichtig ist es, Geduld haben und keinen Druck aufzubauen, früh spielerisch anfangen, vorzulesen und später abwechselnd mit den Kindern zu lesen. Ein kleiner Trick von uns war es, ein spannendes Vorlesebuch mit kurzen Kapiteln auszuwählen und aufzuhören, wenn es am spannendsten ist. Ihr Kind will in der Regel unbedingt wissen, wie es weitergeht und liest selbst weiter. Der Anfang zum heimlichen Schmökern unter der Bettdecke ist gemacht….
‚Von allen Welten, die der Mensch erschaffen hat, ist die der Bücher die Gewaltigste‘
Heinrich Heine