Bund beschließt Corona-Aufholprogramm für Kinder und Jugendliche
Der Bund hat ein Maßnahmenpaket beschlossen, dass die Folgen für die seit mehr als einem Jahr ausgefallenen Bildungs- und Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche abfedern soll. Mit dem Zwei-Milliarden-Euro-Vorhaben sollen Nachhilfe- und Sozialmaßnahmen finanziert werden.
Eine Milliarde gegen die Lernrückstände
Das ‚Aktionsprogramm Aufholen‘ besteht aus zwei Säulen: Eine Milliarde Euro soll in Nachhilfe- und Förderprogramme für Schüler investiert werden, die große Lernrückstände aufgebaut haben. Es wird davon ausgegangen, dass dies jeden vierte Schüler betrifft.
Mit dem Fördergeld sollen die Länder bestehende Programme ausbauen können, etwa Sommercamps und Nachhilfekurse während des Schuljahrs. Die Kurse könnten von Stiftungen, Volkshochschulen, Initiativen, Vereinen, pensionierten Lehrkräfte, Lehramtsstudenten und auch kommerziellen Nachhilfeanbietern übernommen werden.
Weitere Milliarde für soziale Programme
Die zweite Milliarde ist für die Aufstockung verschiedener sozialer Programme vorgesehen, um die psychischen Krisenfolgen für Kinder und Jugendliche abzufedern. Hier geht es um eine Aufstockung von bestehenden Programmen im Bereich frühkindlicher Bildung, in der Schulsozialarbeit und im Freizeitbereich.
Mehr Geld soll zudem in die Sprachförderung an Kitas in sogenannten sozialen Brennpunkten fließen, weil viele Kinder die Einrichtungen nicht besuchen konnten.
Geplant ist auch eine Einmalzahlung von 100 Euro für Kinder aus Familien, die auf Hartz IV angewiesen sind oder nur ein sehr geringes Einkommen haben. Das Geld soll je nach Bedarf für Ferien-, Sport- und Freizeitaktivitäten eingesetzt werden können. Eine Auszahlung könnte nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa im August erfolgen.
Weniger Bürokratie und Stärkung von Flüchtlings- und Einwandererfamilien gefordert
Vizepräsident Markus Lewe vom Deutschen Städtetag fordert eine schnelle Umsetzung des Aufholprogramms. Es dürfe keine Zeit und Kraft mit komplizierten Antragsverfahren verplempert werden.
Integrationsstaatsministerin Annette Widmann-Mauz (CDU) sprach sich dafür aus, Kinder und Jugendliche aus Flüchtlings- und Einwandererfamilien besonders in den Blick zu nehmen und Sprach- und Freizeitangebote für sie zu verstärken. Ihre Familien seien von den Auswirkungen der Pandemie besonders betroffen. Viele arbeiteten in Berufen, in denen Homeoffice nicht möglich sei, etwa im Einzelhandel, der Pflege oder im Gastgewerbe, das stärker von Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit betroffen sei.
Weg frei für Recht auf Ganztagsbetreuung an Grundschulen
Etwa die Hälfte aller Grundschulkinder nutzt bereits ein Ganztagsangebot. Der Bedarf ist jedoch deutlich höher und liegt bei schätzungsweise 75 bis 80 Prozent. Diese Bedarfslücke soll nun geschlossen werden.
Kinder, die ab dem Schuljahr 2026/2027 eingeschult werden, sollen nach den Plänen von Bundesfamilien- und Bundesbildungsministerium in den ersten vier Schuljahren einen Anspruch auf ganztägige Betreuung bekommen – für mindestens acht Stunden an Wochentagen und auch in den Ferien. Er gilt zunächst für Grundschulkinder der ersten Klassenstufe und wird in den Folgejahren um je eine Klassenstufe ausgeweitet. Damit hat ab dem 1. August 2029 jedes Grundschulkind der Klassenstufen eins bis vier einen Anspruch auf ganztägige Betreuung. Die Unterrichtszeit wird auf diesen Anspruch angerechnet. Eine Pflicht, das Angebot wahrzunehmen, gibt es selbstverständlich nicht. Dieser Rechtsanspruch soll zum 1. August 2026 in Kraft treten.
Fazit: Bei ungefähr 13 Mio. minderjährigen Kindern in Deutschland relativiert sich die Summe von 2 Mrd. Euro Programm sehr schnell. Es bleiben pro Kind weniger als 150 EUR übrig. Das reicht nicht annähernd aus, um das aufzuholen, was die junge Generation in über einem Jahr Corona in der Schule verpasst hat, aber auch in ihrer sozialen Entwicklung und ihrer Freizeit. Von Nachhaltigkeit ganz abgesehen.
Warum wendet etwa, trotz erheblich geringerer Einwohnerzahl im Vergleich zu Deutschland, die Niederlande im Vergleich ein Mehrfaches an Finanzmittel auf für die Sicherung der Bildungschancen nach Corona?