Expertentipps rund um das Thema Kinderschuhe
Heute umfasst die Schuhsammlung meiner Kinder Sportschuhe und Sneakers in diversen Ausführungen – und diese werden Sommers wie Winters getragen…
Kinderschuhe – gar kein leichtes Thema. Als ich bei der Auswahl noch mitreden durfte, war das regelmäßige Schuhkaufen im Frühjahr und Herbst herausfordernder und weitreichender, als man zunächst vermutet. Denn wenn der Nachwuchs noch eingeschränkt bis gar nicht mitentscheiden darf, geht es bei Schuhen nicht nur um Mode. Es geht um die perfekte Passform und Bequemlichkeit, bis hin zur Vorsorge, um Fehlstellungen zu vermeiden. Kinderschuhe sind der Start und die Zukunft für gesunde Füße im Erwachsenenalter. Kinder laufen und bewegen sich in ihren Schuhen fast ununterbrochen. Hier finden Sie wertvolle Tipps, was beim Kauf von Kinderschuhen zu beachten bzw. was zu vermeiden ist.
Barfußlaufen ist nie falsch
Lassen Sie Ihre Kinder barfuß laufen, so oft es geht. Kleinkinder brauchen erst Schuhe, wenn sie frei gehen können. Wer die Kleinen zu früh mit Schuhwerk ausstattet, hemmt damit die Entwicklung eines sicheren Ganges.
Die ersten Kinderschuhe kaufen
Das erste Paar Schuhe ist ein großes Thema. Prinzipiell gilt: Auch wenn Sie die Schuhgröße Ihres Kindes kennen, nehmen Sie Ihr Kind unbedingt zum Schuhkauf mit! Aber wie gehen Sie gut vorbereitet ins Geschäft? Hier ein paar Tipps, die den ersten Schuhkauf erleichtern:
Füße ausmessen und Größe kontrollieren
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten den Kinderfuß auszumessen. Wichtig: Dabei kommt es nicht nur auf die Länge, sondern auch auf die Weite an. Kinderfüße sind im stetigen Wachstum, in den ersten Jahren sollten sie deshalb alle drei bis vier Monate gemessen werden.
Methoden, um die Füße zu vermessen
Das Messen der Füße kann in den eigenen vier Wänden geschehen. Das hat den Vorteil, dass es für das Kind entspannt ist und Sie sich ausreichend Zeit dafür nehmen können. Stellen Sie den Fuß Ihres Kindes auf die herausnehmbare Innensohle des Schuhs. Schieben Sie den Fuß soweit retour, dass die Ferse mit dem hinteren Ende der Sohle abschließt. Nun kann überprüft werden, ob ausreichend Platz vor den Zehen vorhanden ist. Es sollten 9 – 15 mm zur Verfügung stehen.
Wenn keine herausnehmbare Innensohle zur Verfügung steht, kann man auch eine Schablone zeichnen. Dafür den Kinderfuß auf einem Blatt Papier platzieren und mit einem Stift umranden. Wichtig ist darauf zu achten, dass der Fuß gerade ausgerichtet ist. Dann schneidet man die Schablone, plus (optimal) 12mm mehr Raum vor der längsten Zehe aus.
Die Daumenprobe, wie sie oft in der Vergangenheit durchgeführt wurde, ist übrigens nur eingeschränkt zu empfehlen. Kinder sind sehr empfindlich und ziehen gerne die Zehen ein, sobald Druck mit dem Daumen ausgeübt wird. Sie können mit einem Trick arbeiten und den Vorderfuß mit einer Hand abdecken, damit das Kind die Zehen nicht einzieht, während die andere Hand die Lage der Zehen erfühlt.
WMS bietet ein von Orthopäden entwickeltes Messsystem, das in Schuh-Fachgeschäften verfügbar ist. Neben der Länge kann auch die Weite (schmal, mittel, weit) gemessen werden. Besonders beim ersten Schuhkauf empfiehlt sich diese Methode. Sobald die passende Größe eruiert ist, kann man damit grundsätzlich auch beim Fachhändler online hochwertige Schuhe kaufen.
Anprobieren, ausprobieren! Wichtig: Immer beide Schuhe, egal ob aus dem Fachgeschäft oder Online-Fachhandel, anziehen und auf- und abgehen. Nur so kann man herausfinden, ob der Schuh auch wirklich an beiden Füßen perfekt sitzt.
Merkliste:
- Messen Sie beide Füße, oft sind Kinderfüße unterschiedlich lang.
- Messen Sie auch die Fußweite.
- Kinderfüße sollten nachmittags oder abends gemessen werden.
- Jeder Hersteller verwendet andere Maße und Zugaben. Die Schuhgröße unterliegt keiner Norm. Deshalb kann eine Marke in einer gewissen Größe passen, während eine andere Marke zu klein oder zu groß ist.
- Weniger als 9 mm Zugabe vor den Zehen ist zu wenig.
- Nicht nur die Größe, auch die Eigenschaften zählen.
- Ist die richtige Größe ermittelt, geht es um all die anderen Eigenschaften, die ein guter Schuh mit sich bringen sollte.
Das Schuhmaterial
Das Material ist besonders wichtig. Wählen Sie Naturmaterialien, die frei von Pestiziden und möglichst atmungsaktiv sind. Leder ist eines davon. Es macht Kinderschuhe weich und strapazierfähig. Wählen Sie am besten pflanzlich gegerbtes Bioleder. Naturkautschuk ist optimal für Sohlen, denn es ist ein ausdauerndes Material, das weich und flexibel ist.
Auch Gore-Tex ist ein tolles Material für Outdoor-Kinderschuhe. Es ist wasserdicht, atmungsaktiv und winddicht. Textilschuhe, besonders für den Sommer, können ebenso empfohlen werden. Canvas, ein eng gewebter Stoff aus Naturfasern wie Baumwolle, Hanf oder Leinen, bietet einen angenehmen Tragekomfort.
Merkliste:
- Hier finden Sie mehr über das Prüfzeichen für Schuhe und Textilien.
- Qualitativ hochwertige Schuhe werden meist auch in Europa unter fairen Arbeitsbedingungen produziert und haben kurze Transportwege hinter sich.
- Die Schuhe sollten sich innen weich und glatt anfühlen, keine Nähte sollen spürbar sein. Das zeugt von hochwertiger Verarbeitung.
- Das Obermaterial soll Feuchtigkeit aufnehmen bzw. nach außen abgeben.
Die Beschaffenheit
Auch die Beschaffenheit des Schuhs ist bedeutend. Achten Sie auf eine rutschfeste Sohle und nehmen Sie Abstand von Absätzen. Ein Kinderschuh sollte flach, die Fersenkappe stabil und hochgezogen sein.
Schnürsenkel oder Klettverschluss, das ist die Frage. Schnürsenkel bieten größeren Kindern grundsätzlich mehr Anpassungsmöglichkeiten als Klettverschlüsse. Die Schnürung ist genau an die Form des Fußes angepasst. Klettverschlüsse wiederum sind ideal für kleinere Kinder. Das Kind kann den Schuh selbst sehr flink an- und ausziehen. Die Klettverschlüsse schließen den Schuh um den Fuß und geben ihm Halt.
Wie steht es um Second Hand bei Kinderschuhen?
Die Idee ist wunderbar. In der Familie werden die Schuhe einfach unter den Geschwistern weitergegeben. Besonders bei hochwertigen Markenschuhen, die in gutem Zustand sind, mag das verlockend klingen.
Fakt ist: Schuhe auftragen ist bei Kindern nicht zu empfehlen. Hochwertige Kinderschuhe passen sich beim Tragen an die individuellen Eigenschaften der Füße an. In Folge werden auch Fehlstellungen oder Problem Füße als solche vom Schuh übernommen und beim Auftragen durch Geschwister weitergegeben.
Deshalb empfiehlt es sich, Schuhe für Kinder neu zu kaufen. Setzen Sie auf Qualität anstelle von Quantität. Aber: Stellen Sie sicher, dass Wechselschuhe vorhanden sind. Kinderfüße schwitzen nicht zuletzt wegen der vielen Bewegung mehr als die Füße von Erwachsenen. Deshalb sollten die Schuhe stets gut ausgelüftet und getrocknet werden.
Fußfehlstellungen bei Kindern frühzeitig erkennen
Die gute Nachricht zuerst: Plattfüße und andere typische Fehlstellungen, wie beispielsweise der Knick- oder Senkfuß, korrigieren sich mit dem Wachstum. Viel Bewegung ist dabei wichtig, barfuß rennen und spielen ganz besonders. Das normale Gangbild festigt sich mit etwa zehn Jahren.
Die meisten Kinder kommen mit gesunden Füßen zur Welt. Übergewicht, Bewegungsmangel oder falsche Schuhe können allerdings im Laufe der Zeit zu Fehlstellungen führen. Es ist übrigens normal, dass Kinder in den ersten drei Lebensjahren Plattfüße haben. Das Fußgewölbe befindet sich in der Entwicklung und durch ein dickes Fettpolster unter der Fußsohle ist das Fußgewölbe nicht zu sehen.
Fazit… damit der Schuh nicht drückt. Beobachten Sie die Füße Ihrer Kinder stets ganz genau und konsultieren Sie beim Verdacht auf eine Fehlstellung lieber früher als später einen Orthopäden. Investieren Sie in weniger Paar Schuhe, dafür in besonders hochwertige und kontrollieren Sie regelmäßig, ob sie noch gut passen. Achten Sie beim Kauf nicht nur auf die Größe, sondern auch auf die Weite des Schuhs. Setzen Sie auf Naturmaterialien, die atmungsaktiv und (bei Outdoor-Schuhen) wasserdicht sind. Kaufen Sie Kinderschuhe stets neu und nicht in Second Hand. Auch wenn die Schuhe womöglich optisch einen guten Eindruck machen. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Kind viel in Bewegung ist und unterstützen Sie in der warmen Jahreszeit das Barfußlaufen. Mit all diesen Maßnahmen fördern Sie die Entwicklung gesunder Füße Ihres Kindes!