Das Spielen – was reizt uns daran?
Natürlich haben wir als Kinder gerne gespielt. Ein Ast wurde als Fahnenmast oder Pistole benutz, musste als klingonisches Krummschwert „Bat’leth“ herhalten – oder wir lassen ihn vom Hund apportieren … aber das ist eine ganz andere Geschichte.
Spielen hingegen ist wichtig. Nehmen wir nur einmal das Thema der frühkindlichen Entwicklung, genauer gesagt: der Entstehung der eigenen Identität.
Mead, das Play, das Game und die Identitätsentstehung
Der Psychologe, Soziologe und Philosoph George Herbert Mead wird gerne in diesen Fachfragen zitiert. Seine Theorie der Identitätsentstehung, dass unser Selbst durch drei Faktoren zustande kommt. Da wäre einmal die Sprache, aber – für unser Thema deutlich wichtiger – die Entwicklungsphasen „Play“ und „Game“. Beides ist im Deutschen mit „Spielen“ oder „Spiel“ zu übersetzen, hat aber einen anderen Hintergrund.
Beim „Play“ steht das Thema der Rollenübernahme im Mittelpunkt. Das Kind beobachtet Rollenvorbilder, imitiert sie und setzt dann, in der „Game“-Phase, diese angenommene Rolle in Kontext zu anderen Personen.
Warum Spielzeug wichtig ist
Diese Dinge spielen eine besondere Rolle. Babyspielzeug aus Holzperlen kann beispielsweise einerseits dem Kleinkind dabei helfen, greifen zu lernen, andererseits lässt es sich bei größeren Kindern wahlweise als Schmuck verwenden, oder als Währung, wenn kein Spielgeld vorhanden ist.
Damit dies unfallfrei über die Bühne geht, ist es notwendig, die entsprechenden Spielsachen auf Sicherheit, Materialfehler oder chemische Bedenklichkeit zu testen. Gerade im Zusammenhang mit Kindern sind besonders hohe Standards in diesem Markt unabdingbar.
Dies auch vor dem Hintergrund von Meldungen über Unfälle mit Kindern, die versehentlich durch Spielsachen zu Tode kamen, da sie an ihnen erstickt sind.
Gehen wir aber davon aus, dass das Spielzeug ein Prüfzeichen wie das GS- oder das CE-Symbol hat, ungefährlich ist und normal genutzt wird. Dann entspinnt sich – entweder allein oder in Gemeinschaft – eine eigene, kleine Geschichte, deren Autoren jene Kinder sind, die da wahlweise auf dem Autoteppich sitzen oder sich im Aufbau von Klemmbausteinen betätigen.
Und schon sind wir wieder beim Play und Game. Wir sehen Kindern dabei zu, wie sie etwa eine Modelleisenbahn aufbauen und darum ihre Story spinnen oder wie sie im Kaufmannsladen einkaufen gehen. Da haben wir schon wieder das Feld des „Game“ betreten, denn der Kauf von unterschiedlichen, nicht realen Gütern (und der Flasche Pommes) stellt natürlich wieder den Zusammenstoß zwischen den erdachten Charakteren (Kunde und Verkäufer) dar.
Natürlich sind – gerade beim Kaufmannsladenspiel – Preise die Regel, welche die Kinder irgendwo gehört haben, aber nicht zuordnen können. Aber eine Sache ist klar: Die Spielregeln gelten. Der Kunde wünscht sein Gut, erhält und bezahlt es. Und damit ist auch gleich der Weg zu den Brettspielen gelegt, deren Regeln ja auch gelesen und verinnerlicht werden müssen.
Der Mensch spielt weiter
Das Interessante ist: Es hört nicht auf. Im Grunde spielen wir immer wieder und weiter, um unsere Identität zu begreifen und zu festigen. Unsere Kreativität wird dabei gefördert, genauso wie soziale und emotionale Kompetenzen. Wir entwickeln beim Spielen Verständnis für andere und entwickeln Einfühlungsvermögen und Gemeinschaftsgefühl. Wir lernen Konflikte auszutragen und Kompromisse zu finden und unseren eigenen Standpunkt einzubringen.
Wir haben einen Spieltrieb und wollen ihn ausleben. Da ist es egal, ob wir dies in RPGs tun, auf Conventions oder – als Elternteil – mit unserem Nachwuchs, die gerade ihr erstes Spiel spielen.
Und Firmen haben dies erkannt. Die Gamefication unserer Gesellschaft ist in vollem Gange und das merkt man. Hierzu reicht es aus, einen Blick in die eigene Brieftasche zu werfen. Gibt es da eventuell die eine oder andere Karte für Bonuspunkte?
Ein anderes Beispiel hierfür findet sich aktuell in Bewerbungsprozessen, wenn mithilfe des Recruitainments das Assessment-Center auf ein anderes Level gebracht wird. Wie in einem guten Spiel gibt es auch hier eine Geschichte Ziele, die es zu schaffen gilt und Hindernisse, die überwunden werden müssen.
Fazit
Wir können festhalten: Der Mensch spielt. Spiel ist nicht nur ein Naturtrieb sondern auch die Basis menschlicher Kulturen. Vom ersten Augenblick ihres Lebens an lernen Babys im Spiel, wie die Welt funktioniert. Rund um den Globus nach dem immer gleichen Muster. Fortschritt gäbe es nicht ohne spielerisches Probieren. Gesellschaft, Kultur und Wissenschaft, das ganze Leben ist auf Spiel gebaut.