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Die digitale Kindheit

 

Kinder tauchen immer mehr in die digitale Welt ein. Noch bevor sie heute lesen, schreiben oder sich die Schnürsenkel binden können, sind viele in der Lage, für sie spannende Internetseiten zu finden! Sprechende interaktive digitale Assistenten wie Alexa, Google Home u.a. nehmen einen immer größer werdenden Stellenwert in vielen Haushalten ein. Es ist so selbstverständlich wie Essen, Trinken und Schlafen. Blindes Verstehen in die Maschinerie oder den Algorithmus? Vertrauen statt Verstehen?

 

Technisch versiert, aber keineswegs kompetent

 

Kinder konsumieren Technik heute mehr, als dass sie sie verstehen. Gleichzeitig müssen sie jedoch lernen, mit der zunehmenden Informationsflut im Netz klar zukommen, die Fähigkeit zum Bewerten und Filtern von Informationen erlernen, mit eigenen und anderen Daten richtig umzugehen, Urheberrechte zu beachten usw. Sie werden morgen in Jobs arbeiten, die es heute noch nicht gibt. Neue Fähigkeiten mitbringen müssen, um erfolgreich zu sein. Schon heute haben zwei Drittel der Gesellschaft Angst, ihren Arbeitsplatz an einen Roboter zu verlieren.

Aber wer bereitet unsere Kinder darauf vor? Und wie genau soll das funktionieren? So wie es die Bildungsoffensive für die digitale Wissensgesellschaft 2016 forderte: „Einmaleins und ABC nur noch mit PC“? Angesichts der fortschreitenden Digitalisierung in fast allen Lebensbereichen, stellt sich diese Frage automatisch.

Es geht nicht nur um technische Kenntnisse, sondern auch um den kritischen Umgang mit den neuen Möglichkeiten und digitalisierte, individualisierte Didaktik für herkömmliche Lerninhalte.

 

Analoge Baracke oder digitales Klassenzimmer

 

Befürworter des digitalen Klassenzimmers möchten die Schulen mit Breitbandanschluss, W-Lan und technischen Geräten wie Tablets ausgestattet wissen. Sie sehen die Schulen in der Pflicht, die Kinder zu einem verantwortungsvollen Umgang mit den neuen Medien zu erziehen. Sie sollen lernen, dass mit dem Smartphone oder Tablet nicht nur Filme konsumiert und gespielt, sondern diese Geräte auch für gutes Lernen verwendet werden können.

Gegner warnen vor den bereits wahrnehmbaren Folgen auf die kognitive Entwicklung und den sozialen Umgang Jugendlicher. Sie sehen einen signifikanten Zusammenhang zwischen der extensiven Nutzung digitaler Medien und Sprachstörungen sowie motorischer Hperaktivität bei Kindern und Jugendlichen (Blikk-Studie). Die Erfahrung aus den Unterrichtsstunden im PC-Raum lehrt auch, dass ein Teil der Schülerschaft Schüler durch digitale Medien vom Unterricht abgelenkt wird und anderen Aktivitäten im Internet nachgeht oder immer wieder technische und organisatorische Probleme auftauchen.

Forscher der Technischen Universität München (TUM) haben mit einer systematischer Zusammenschau bisheriger Erkenntnisse herausgefunden, dass der größtmögliche Nutzen beim multimedialen Lernen durch die Kombination mit dem klassischen Unterricht erreicht werden kann. Inhalte des Lehrplans können um aktuelle Informationen ergänzt oder anschaulicher dargestellt werden. Neben der Informationsvermittlung stellen digitale Medien außerdem Tools für die Kommunikation und die vernetzte Zusammenarbeit bereit, z.B. durch Diskussionsforen, Chats, Wikis oder Google Docs.

Solange nicht zu lange mit digitalen Medien gearbeitet wird, ist der positive Effekt zudem umso deutlicher. Aufmerksamkeit und Motivation steigt bei den Schülern, wenn digitale Medien in den Unterricht miteinbezogen werden.

 

Pflichtfach Informatik

 

Der polit-ökonomische Druck wird größer, ein Pflichtfach ‚Informatik‘ ab der Sekundarstufe I als Basis für die berufliche Qualifikation an die Schule einzuführen. Die Mehrheit der Deutschen, Lobbygruppen und eine Offenheit in großen Teilen der Lehrerschaft sind dafür.

In jedem Beruf findet Digitalisierung statt, die ohne Kenntnisse in Informatik nicht zu verstehen sind. Informatikunterricht bereite auf die Kinder auf das Leben vor und erzieht sie zu kritischen und mündigen Bürgern, die nicht in der Rolle der Konsumenten feststecken, sondern die digitale Gesellschaft mitgestalten können.

Nur woher sollen denn die Lehrer kommen? Der Anteil der Lehramtsstudenten, die Informatik gewählt hätten, beträgt gerade einmal 1,6 Prozent. Hinzu kommt, dass die Wirtschaft dringend Informatiker sucht und dort mehr Geld verdient wird, als im Klassenraum.

 

„Digitalpakt“der Politik

 

Laut der von der EU-Kommission erstellte Index für digitale Wirtschaft und Gesellschaft (DESI)  ist  Deutschland im internationalen Vergleich abgehängt.

Privatschulen können oft flexibler auf Zukunftsthemen reagieren und gelten auch in der digitalen Bildung als Vorreiter. Doch viele deutsche Schulen haben beim Thema Digitalisierung sehr großen Nachholbedarf. Der Bund will helfen, die Schulen nicht nur mit WLAN und Computer auszustatten, sondern auch dafür zu sorgen, dass sinnvolle digitale Lernkonzepte für alle bereitstehen und die Lehrer damit umgehen können. Der Pakt umfasst fünf Milliarden Euro vom Bund für die Länder in den kommenden fünf Jahren. Zur Zeit klärt noch ein Vermittlungsausschuss zwischen Bundesrat und Bundestag die formalen Voraussetzungen und grundgesetzlichen Voraussetzungen zwischen Bund und Ländern für den Pakt, der am Widerstand der Länder gescheitert war.

Es ist zu hoffen, dass sich die Politik zügig auf Lösungen im Sinne der Schüler konzentriert statt auf die eigene Profilierung.

Für die Schulen bedeutet das: Mit einiger Wahrscheinlichkeit werden sie noch warten müssen auf das Geld aus dem Digitalpakt. Das muss sie aber nicht daran hindern, bereits jetzt ein Digitalkonzept für ihren Unterricht zu entwickeln.

 

Smartphone und Co größte erzieherische Herausforderung

 

Wir als Eltern sind verunsichert.  Aufgewachsen in einer noch analogen Welt, gehören unsere eigenen Kinder heute zu den ‚Digital Natives‘. Wichtig für ihre Entwicklung ist es, dass wir Ihnen einen gesunden Umgang damit beibringen und selbst gute Vorbilder für sie sind. Als guter Maßstab gilt die 3-8-10-12 Regel: vor drei Jahren die Bildschirmnutzung begleiten und einüben, kein eigenes Gerät vor acht, keine unbegleiteten sozialen Netzwerke vor zehn, kein unbegleitetes Internet vor zwölf.

Sehen wir doch die technischen Geräte als eine Vereinigung diverser Gerätschaften wie Fotoapparat, Diktiergerät, Navigator, TV, Filmkamera, Computer, Malblock, Kino, Notizzettel. Nichts weiter.

Weder sollten wir der Digitalisierung in kritikloser Verzückung hinterherlaufen noch als fürchterliche Entwicklung betrachten. Die Vorteile zu nutzen und die Gefahren zu verringern dürfte das beste Ergebnis bringen. Mit der richtigen Begleitung und Balance zwischen beiden, kann das gut gelingen.

 

Dass die analogen Alternativen nicht in Vergessenheit geraten, liegt in der Verantwortung von uns Eltern! Denn je differenzierter unsere Kinder ihre analagoen Fähigkeiten ausbilden, umso besser werden sie sich auch in der digitalen Welt zurechtfinden.