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Du musst, du kannst, du darfst – Erziehung heute

Nirgendwo sonst scheiden sich die Geister so sehr, wie wenn es um die Erziehungsmethoden der Kinder geht. Während es Eltern gibt, die eine strikte Erziehung befürworten, setzen andere Eltern auf eine individuelle Erziehung, die mit weniger Strenge verbunden ist. Es gibt eine große Anzahl an Erziehungsmethoden, die zwischen den Extremen pendeln. Gibt es ein Richtig oder Falsch oder ist es letztlich die Entscheidung der Eltern, darüber zu entscheiden? Welche Erziehungsmethoden gelten heutzutage als sinnvoll? Es folgen einige Impulse, die Aufschluss darüber geben.

Die Bedeutung von Erziehungsstilen für das Kind

Der Umgang unter den Eltern, aber auch die Erziehung des Kindes, haben eine nachhaltige Auswirkung auf die Entwicklung des Kindes. Beziehungsmuster werden vom Kind übernommen, was sich wiederum auf den Umgang mit anderen Menschen auswirken kann. Die Psychologie spricht auch von einer intergenerationalen Weitergabe. Die Art, wie man mit Konflikten umgeht oder bestimmte Verhaltensweisen, die auch destruktiver Natur sein können, werden oder können an die Kinder weitergegeben werden. Dies muss nicht ausschließlich auf eine verbale Art und Weise erfolgen. Kommunikation kann auch nonverbal erfolgen.

Folglich bildet die Erziehungsmethode den Grundstein für die Entwicklung des Kindes. Deshalb ist es für Eltern bedeutsam, sich mit der Thematik zu befassen. Auf diese Weise können Eltern gegebenenfalls selbst die eigenen Erziehungsstile kritisch reflektieren, Anpassungen vorzunehmen und destruktive Muster unterbinden, die an das Kind weitergegeben werden könnten.

Vier Erziehungsstile im Überblick

 

Demokratischer Erziehungsstil

Beim demokratischen Erziehungsstil darf das Kind sich bei der Gestaltung von Regeln aktiv einbinden bzw. diese hinterfragen. Sofern es Sinn ergibt, passen die Eltern die Regeln an. Hier spielt vor allen Dingen die Kommunikation eine substanzielle Rolle. Alle Regeln werden offen und nachvollziehbar dem Kind vermittelt. Durch die aktive Einbindung des Kindes in die Erziehungsmaßnahmen, lernt es bereits in frühen Jahren, Verantwortung zu übernehmen.

Autoritärer Erziehungsstil:

Der autoritäre Erziehungsstil lässt dem Kind weniger Raum, in dem es sich entfalten kann. Die Eltern agieren als Autoritätspersonen, die Instruktion an das Kind geben. Zudem werden dem Kind bei diesem Erziehungsstil klare Strukturen vermittelt, wenn es um den Tagesablauf geht und die Tätigkeiten. Die Entwicklung des Kindes erfolgt weniger aus intrinsischer (innerlicher) Motivation heraus. Den Hauptreiz bilden die Eltern, sodass es sich um eine extrinsische (äußerliche) Motivation handelt.

Antiautoritärer Erziehungsstil

Den Gegenspieler zum autoritären Erziehungsstil bildet der antiautoritäre Erziehungsstil. Dabei werden dem Kind ebenfalls klare Grenzen vermittelt, wobei die Eltern gleichzeitig dem Kind wesentlich mehr Freiraum zur Entfaltung gewähren. Dem Kind wird mehr zugetraut und somit mehr Verantwortung übertragen. Auf diese Weise kann sich das Kind frei entfalten. Ein signifikanter Unterschied zum autoritären Erziehungsstil ist, dass das Kind weniger Einschränkungen und Sanktionen fürchten muss, sollte das Verhalten nicht den Interessen der Eltern entsprechen.

Erziehungsstil nach Laissez Faire

Dieser Erziehungsstil grenzt sich deutlich vom demokratischen und antiautoritären Stil ab. Die Eltern halten sich gänzlich zurück, wenn es um Grenzen und bestimmte Erwartungen geht. Ihnen kommt eine passive Rolle zu, selbst dann, wenn das Kind sich grenzüberschreitend verhält bzw. sich nicht an Regeln hält. Es drohen keine Sanktionen vonseiten der Eltern. Das Kind soll selbst entscheiden, in welche Richtung es sich entwickeln möchte.

Welcher Erziehungsstil ist heutzutage angemessen?

Im Zuge des gesellschaftlichen Wandels, der die Strukturen liberalisiert hat, genießt der demokratische Erziehungsstil viel Anerkennung. Pluralismus und Partizipation an Entscheidungen sind wichtige Begrifflichkeiten, der heutigen Gesellschaft. Dennoch wird der autoritäre Erziehungsstil als besonders effektiv angesehen. Durch klare Vorgaben und Grenzen kann das Kind sich in einem sicheren Umfeld entwickeln. Letztlich ist es eine individuelle Angelegenheit der Eltern, sodass die Entscheidungsmacht bei den Erziehungsberechtigten liegt.

Auch wenn Autorität vermeintlich im Widerspruch zu demokratischen Gesellschaftsstrukturen steht, so hat der autoritäre Erziehungsstil nur bedingt etwas mit blindem Gehorsam zu tun. Im Idealfall wird der autoritäre Erziehungsstil, sofern sich Eltern für diesen entscheiden, durch viel Liebe und Geborgenheit ergänzt. Auf diese Weise können Eltern zum einen die Entwicklung des Kindes fördern und andererseits die emotionale Bindung zum Kind stärken. Bindungsorientierung und der immer stärker werdende Wunsch vieler Eltern, ihre Kinder eben zu begleiten, anstatt zu erziehen, spielt dabei eine wichtige Rolle.

Wie bereits zu Anfang erwähnt scheiden sich an diesem Thema letztlich die Geister. Bereits in der Geschichte gab es Diskurse zum Thema Erziehung. Der Philosoph Rousseau hat sich im 18. Jahrhundert für eine „glückliche Kindheit“ ausgesprochen. Er sprach sich in einer Zeit, wo Erziehung mit Strenge einherging, gegen die strikte Erziehung aus. Auch heute noch gibt es unterschiedliche Sichtweisen, auch vonseiten der Pädagogen, wenn es um den „richtige“ Erziehungsstil geht.

Erziehung? Wir haben diese verantwortungsvolle Aufgabe nie wirklich gelernt! Doch es gibt – gerade auf Seelenebene – einige Dinge, die wir durchaus lernen, und damit unsere Rolle als Eltern leichter machen können! In dem Podcast ‚Beziehung statt Erziehung‘ von Alexandra Stock erfahrt ihr in 7 Audio-Lektionen das Basiswissen der Seelendynamiken in unserer Familie.

Fazit:

Am Ende möchten wir alle doch unsere Kids auf ihr späteres Leben vorbereiten, ihnen Halt und Orientierung geben. Wir wollen ihnen den Umgang mit ihren Mitmenschen erleichtern und ihnen gleichzeitig ein möglichst herzliches und schönes Erwachsenwerden bieten.  Wir sollten selbst reflektiv bleiben und entscheiden, welcher Erziehungsstil infrage kommt. Die Möglichkeit, Elemente aus verschiedenen Stilen zu kombinieren, um diese situativ einzusetzen, gibt es immer.