gender-gap-in-der-it-schließen
© Solislmages/iStock.com

Gender-Gap in der IT schließen

Charlotte hat vielseitige Interessen und kommt damit in der Schule in allen Fächern sehr gut mit. Sie hat herausgefunden, dass sie auch gerne an Programmen tüftelt. Trotzdem findet sie es nicht leicht, sich ihre berufliche Zukunft im Bereich der Informationstechnologie vorzustellen. Damit ist sie leider nicht allein. Diese Einstellung muss sich ändern, wenn wir den IT-Fachkräftemangel in den Griff bekommen wollen.

Wie wird die Verbindung von Mädchen und Informatik gesehen?

Bei jüngeren Mädchen ist das Interesse an IT durchaus vorhanden. Es ist auch klar, dass viele Mädchen die für Informatik notwendigen Fähigkeiten mitbringen.

Leider geistert aber immer noch das negative Bild des Informatikers in den Köpfen herum, der im eiskalten Serverkeller neben Unmengen von Pizzakartons und Bildschirmen als bleicher Nerd sitzt und wie ein Grottenolm seit Jahren kein Tageslicht mehr gesehen hat. Für Mädchen ist das Problem noch größer. Buben haben immerhin zahlreiche Role Models, also erfolgreiche Informatiker, an denen sie sich orientieren können.

Mädchen, die in der Tendenz eine Vorliebe für soziale Berufe haben, möchten Tierärztin, Lehrerin oder Erzieherin werden. Welche Rolle die Biologie dabei spielt, kann die Forschung nicht klar beantworten. Ganz sicher sagen lässt sich aber, dass es Faktoren gibt, die diese Tendenz ‚Technik ist nichts für Mädchen‘ verstärken. Oft sind das Vorurteile.

Kampf gegen gängige Klischees

In der Pubertät kommt noch ein Unterschied hinzu: Mädchen wird vermittelt, dass Buben keine Freundinnen haben möchten, die in Mathematik oder Informatik besser sind als sie.

Ein wichtiger Faktor für Mädchen ist auch ihr eigenes soziales Selbstbild, das mit steigendem Alter zunehmend im Konflikt mit dem Interesse an der Informatik steht. Gängige Stereotype spielen eine Rolle: Das „Nerd“-Stereotyp – wenige soziale Kontakte und den ganzen Tag am Computer – hat zwar für alle Befragten einen negativen Effekt auf Interesse und Wettbewerbsteilnahme, dies ist aber unter Mädchen stärker ausgeprägt.

Mangelnde Unterstützung der Eltern

Geschlechterklischees müssen aber nicht nur in Schulen bekämpft werden. Auch Eltern spielen hier eine prägende Rolle und können die Studien- und Berufswahl ihrer Kinder stark beeinflussen. Sie müssen sich dieser Verantwortung bewusst sein und gerade Mädchen ermutigen, sich über Stereotype hinwegzusetzen.

Wie lassen sich also mehr Mädchen für eine Laufbahn in der IT gewinnen?

Informatik als schulisches Pflichtfach

Langfristig wird das ohne ein bundesweit fest verankertes Pflichtfach Informatik nicht möglich sein. Gemeinschaftliche Lern-Settings und kokreatives Arbeiten können Mädchen zudem helfen, gesellschaftliche Hürden zu überwinden.

Vieles ist für Buben und Mädchen gleich, wenn es um das Wecken von Interesse an einer Laufbahn in der IT geht. Es braucht für beide Gruppen fundierte Informationen, was eine solche Berufswahl bedeutet.

Digitaler Wandel muss die in diesem Bereich tätigen Unternehmen einbinden. Das beginnt mit einem Besuch der Firma und führt weiter zu einem Praktikum oder Ferienjob für die Interessierten. Besonders Mädchen sollte aber auch erklärt werden, dass Informatik nicht das gleiche ist wie Programmieren. Es geht auch um Konzepterstellung im Team, Treffen mit Kunden und Kreativität, beim Programmieren wie bei anderen Entwürfen.

Role Models für Mädchen in Wissenschaft und Technik

Es ist nicht so, dass es Vorbilder nicht gäbe, sie sind nur noch weniger zahlreich als die Männer und weniger bekannt. Das kann und sollte aber geändert werden.
Zu nennen ist etwa Marissa Mayer, die zu den ersten Mitarbeiterinnen von Google gehörte und dort als das Goo-Girl bekannt war. Später stieg sie bis zur Chefin des Yahoo-Konzerns auf und blieb das auch während und nach ihrer Schwangerschaft. Sheryl Sandberg gehörte zu den Topmanagerinnen von Facebook.
Im theoretischen Bereich ist Shafi Goldwasser aktiv als Professorin für Kryptographie am Massachusetts Institute of Technology. Ingrid Daubechies ist ebenfalls Professorin und gehört zu den wesentlichen Entdeckerinnen der Wavelets, die aus der Signalverarbeitung nicht mehr wegzudenken sind.
Du siehst also, dass ein Weg für Mädchen Naturwissenschaften und Technik schon vorgespurt ist. Die Spuren müssen nur noch besser bekanntgemacht werden.

Stereotypische Vorurteile überwinden

IT ist cool und sollte auch so dargestellt werden. Man verdient gut und hat praktisch überall Arbeitsmöglichkeiten, auch im Ausland. Für Frauen und Mädchen ist interessant, dass sich viele Jobs auch gut mit Kindern vereinbaren lassen.

Fazit: Charlotte könnte sich für einen traditionellen Frauenberuf entscheiden. Sie kann aber auch dabei mitwirken, dass Informatik als Beruf für Männer und Frauen gleichermaßen gilt. Mit dem bestehenden IT-Fachkräftemangel haben die Unternehmen auch kaum eine Wahl, als auch Frauen als Mitarbeiterinnen anzusprechen und zu motivieren.