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Himmel, Herren und Väter – Der Vatertag

Anders als beim Muttertag denke ich beim Vatertag eher an martialische Männlichkeit und mit Bierkästen beladene Leiterwägen. Soweit die Klischees und Traditionen dieses Tages. Aber so wenig wie Frauen an den Herd gehören, so wenig trinken Väter automatisch gerne mit ihren Kumpels Bier in der Natur.

Zur Geschichte des Vatertages vermischt sich Christliches mit Heidnischem, Jahreszeitliches mit Politischem und als Ergebnis von vierzig Jahren innerdeutscher Teilung sogar Östliches mit Westlichem.

Die Ursprünge

Seit dem Mittelalter begleiten zahlreiche Bräuche „Christi Himmelfahrt“. Die Entstehung des Vatertages ist eng mit Christi Himmelfahrt verbunden und fällt auf denselben Tag, dennoch hat der christliche Feiertag nichts mit der Geschichte und der Entstehung des Vatertages zu tun.

Das Bierselige am Ausflug wird auf unterschiedliche Weise erklärt. Seit dem vierten Jahrhundert wurden in der germanischen Tradition mancherorts Flurumgänge und – umritte vollzogen. Hier hat ein Gutsherr oder Landbesitzer seinen Besitz umrundete, um so seinen Besitzanspruch zu erneuern. Allerdings waren diese Flurbegehungen damals bereits mit übertriebenem Alkoholgenuss verbunden.

Über den religiösen Hintergrund dieser Umritte lässt sich nur mutmaßen. Denn schon im Spätmittelalter ging die Bedeutung dieser Prozessionen verloren. Der zu Sauftouren verkommene Brauch wurde in der Reformation von der Kirche bekämpft.

Im frühen 16. Jahrhundert sind die Menschen an Christi Himmelfahrt für Prozessionen auf die Felder gezogen, um dort für eine gute Ernte zu beten. Im Anschluss traf man sich dann zum Feiern – und somit letztlich auch zum Trinken.

Im 19. Jahrhundert entwickelten sich daraus die Herrenpartien, die auch Schinkentouren genannt wurden und damit das Vorbild für die heutigen Vatertagstouren waren.

Der Vatertag stammt ursprünglich aus den USA

Wie schon der Muttertag hat auch der „Father’s Day“ seine Wurzeln in den USA.

Erfunden hat ihn eine Frau: Sonora Louise Smart Dodd aus Spokane/Washington. Ihr Vater, William Jackson Smart war Kriegsveteran, der im US-amerikanischen Bürgerkrieg (1861 bis 1865) gekämpft hatte und danach mit seiner Familie ein Leben als Farmer führte. Nach dem Tod seiner Ehefrau zog er die sechs Kinder allein groß. Beindruckt von seiner Lebensleistung rief Louisa 1910 eine Bewegung zur Ehrung von Vätern ins Leben. Nach Dodd sollten die Väter mit Geschenken, Gottesdiensten und gut zubereiteten Speisen gefeiert werden. Doch erst 1972 erklärte der damalige Präsident Richard Nixon den Vatertag zum offiziellen Feiertag. Seitdem wird dieser Tag immer am dritten Sonntag im Juni gefeiert.

Wie kam der Vatertag nach Europa?

Andere Länder, andere Sitten. Überall auf der Welt feiert man Vatertag, allerdings nicht am gleichen Tag und mit unterschiedlichen Traditionen. Auf dem europäischen Kontinent wird der Vatertag seit den dreißiger Jahren gefeiert.

Wann der Vatertag nach Deutschland kam, ist umstritten. Doch wie schon bei anderen Feiertagen auch, spielt hier die Werbung eine Rolle.

1931 entdeckte ein Herrenausstatter den Vatertag für sich und entwarf einen Werbespruch, der den Vatertag zu dem machte, was er heute ist. Der Herrenausstatter war mit dieser Werbung erfolgreich. Obwohl es in der damaligen Zeit nicht viel Geld gab, war auch in Deutschland der Wunsch und Wille verbreitet, die Leistung von Vätern zu ehren. Ein kleines Geschenk, wie auch am Muttertag bereits üblich, bescherte dem Herrenausstatter eine gefüllte Kasse.

Der (bierselige) ‚Vatertag‘ in Deutschland

Erstaunlicherweise ist die Mehrzahl der feiernden „Väter“ kinderlos und ledig.

Der bierselige Brauch, mit sogenannten Männerpartien und Bollerwagenladungen voll Alkohol in Gruppen durch die Landschaft zu wandern, hat seinen Ursprung im Berliner Raum des frühen 20. Jahrhunderts. Überwiegend alleinstehende Männer begannen, zu Christi Himmelfahrt Gruppenausflüge zu unternehmen…. der Grundstein des Vatertags in Deutschland. Die Junggesellen brachten auch das Bier mit und nahmen somit an diesem Tag den Vätern die Last ab.

In der DDR wurde zwar Christi Himmelfahrt als Feiertag im Jahr 1967 abgeschafft, die Tradition konnte sich jedoch durchsetzen. Bis heute gehören Vatertagstouren vor allem in Nord- und Ostdeutschland zum Brauchtum. Besonders in Ostdeutschland ist der Tag durch die sogenannte Herrenpartie gekennzeichnet, die auf die heidnischen Flurbegehungen zurückgeführt wird.

Und weil Männer, die keine Väter sind, offenbar auch gerne feiern und trinken wollen, nennt man den Tag landläufig immer häufiger Männertag.

Der Vatertag als moderne Herrenpartie

Die Teilnehmer solch einer Partie machen dabei eine Wanderung, während der Alkohol fließt. Auch deshalb wird für den Transport von Getränken Bollerwagen, Fahrradanhänger, Kremserwagen (Kutschen), Kärnchen oder Schubkarren, manchmal sogar traktorgezogene Anhänger mitgenommen. Häufig sind die Gefährte – ganz nach altem Brauch – mit Flieder und Birkenzweigen geschmückt.

Sogenannte Erlebnisausflüge wie zum Beispiel Raftingtouren oder Bungee-Jumping sind auch sehr beliebt. Mancher ‚Vater‘ erfüllt sich dabei dann vielleicht so manch langgehegten Kindheitstraum. Reiseveranstalter werben zum Vatertag: „Panzerfahren für Jedermann“ auf „Deutschlands größtem Männerspielplatz“ usw.

Heutzutage wird der günstige Termin meist für ein langes Wochenende im Kreise der Familie genutzt, da auch viele Schulen den Freitag als Brückentag nutzen und an diesem Tag geschlossen bleiben. Das erklärt, weshalb die deutschen Straßen am Mittwoch vor Christi Himmelfahrt so stark befahren sind und er zu den verkehrsstärksten im Jahr gehört.

 

Ob mit Bierfass und Leiterwagen im Grünen oder einem Ausflug mit der ganzen Familie, wir wünschen allen Vätern, „Nicht-Vätern” und natürlich den Frauen einen schönen Feiertag!