Im Einkaufszentrum
Ein Traum, der ewig währen möge … danach wartet Regen und Herbstlaub auf uns zu Hause, wenn wir den Heimweg gemeinsam angetreten haben. Nun, wir wollen nicht klagen und freuen uns auf noch zwei gemeinsame Wochen Strand, Besichtigungen, Urlaub, gutes Essen und alles was das Urlauber´s Herz so begehrt.
Gutes Essen? Nun, eine Pizzeria am Kai tut es zunächst auch. Gar nicht so einfach auf Sardinien zwischen Siesta und Sera, also im Niemandsland der Gastronomie. Zum Glück aber serviert der freundliche Copertofreie Wirt Pizza Margherita für den Kleinen und Pizza Salami für die Kleine und für die hungrigste Ehefrau von allen auf Wunsch einen Insalat Mista, der sich als Insalata miniatura herausstellt und folglich die Gabel an den Tellern aller gaunern lässt. Ich habe es vermisst … die Sonne scheint, die Laune ist gut, der Teller leer. Ich habe noch Hunger, denn meine Pizza blieb auch irgendwie auf der Strecke. Ein Schelm, wer Schlechtes denkt…
Wir beziehen unser Domizil für die kommenden zwei Wochen, es war versprochen als DAS Urlaubsparadies, Nachsaison, Herbstsonne im Süden … ein privater Strand, etwas Ruhe nach der Hektik des Jahres. Wir finden ein abgeschlossenes Ferienhäuschen zwischen vielen abgeschlossenen Häuschen vor. Leben nur noch in Form der vielen Mücken um uns herum beim Versuch, das Haus zu öffnen.
Die Kinder finden es toll, denn die versprochenen zwei Schlafzimmer entpuppen sich als ein großer Raum mit mehreren Betten mit direktem Übergang in die Küche. Wir schlafen etwas abseits, können aber jeden Pieps mit verfolgen. Ein Hoch an den Architekten dieser Siedlung – ich verurteile ihn in Gedanken zu mehreren Jahren Einzelhaft in seinem Werk. Möge es ihm schlecht bekommen und er viele Familienmitglieder dabei haben! Denn … in wenigen Tagen wird auch Tochter 2 noch nachkommen, mit Freund (den wir zwar kaum kennen, aber sich bislang als nett erwies) und sie wird es bedingt witzig finden, dass mitten in dem besagten großen Küchenwohnschlafraum noch ein weiteres Schlafsofa für zwei Personen lauert …
Wir deponieren notdürftig unseren Krempel, denken nicht weiter nach und schlafen … bis ein merkwürdiges Geräusch uns weckt. Ein prasselndes Geräusch. Pinienzapfen auf dem Dach? Zikaden? Geräusche des Südens? Nein… Regen. Einfach nur eine Sturmflut von oben. Wir haben einen Regentag und das am Tag nach der Anreise, versprochen war Strand, Sonne, Glückseligkeit.
Also Regen, und was nun? Es warten noch Erledigungen auf uns, wir brauchen Nahrungsmittel, denn in dieser Einöde ist Selbstversorgung kein Wohlstandsthema, sondern Vermeidung von Untergang.
Ungefähr 15 Kilometer und – Ihr Vorstellungsvermögen möge es spiegeln – 1.000 Kurven an der Küstenstraße später finden wir uns im Einkaufszentrum wieder. Um hier Missverständnisse zu vermeiden und im Rahmen der Ausübung von Satire: wenn ich sage, es hat den Flair eines Intershops aus der ehemaligen DDR 1984 bei unserer Durchreise nach Westberlin, dann möchte ich Westberlin von 1984 nicht zu nahe treten. Es gibt in dem Einkaufszentrum alles, was das Herz begehrt, einschließlich LEGO.
Ich summiere: wir haben Regen, meine Gattin ist außer sich, da sie Sonne gebucht hat, uns ist die Decke auf den Kopf gefallen und die Kinder haben im Einkaufszentrum LEGO entdeckt. Ich stehe an der Kasse und sehe das Ergebnis eines Regentages auf meiner Rechnung. Insgeheim schwöre ich mir, nächstes Jahr wieder an der Nordsee Urlaub zu machen. Da ist das Wetter immer durcheinander und es gibt bestimmt kein Einkaufszentrum…