Über den Krieg

Dosierung können wir Kindern zumuten, das Leid anderer zu verstehen und die Ursachen dazu zu analysieren?

Prävention durch Bildung ist das Eine, jedoch möchten wir unseren Kindern auch möglichst vieles einfach ersparen. Ich erinnere mich noch, dass unsere zweitälteste Tochter als kleines Kind sich das frisch geschlachtete Lamm beim Metzger im Orient sehr lange anschauen konnte, jedoch als zwölfjährige nach dem Film „der Junge im gestreiften Pyjama“ nächtelang Albträume hatte. Und dies, obwohl dieser Film keine blutrünstigen Szenen hatte.
Nun leben wir zum Glück in einem friedlichen Umfeld, auch Autounfälle und sonstige schreckliche Szenen kommen zum Glück nur selten vor. Damit sind wir und unsere Kinder der furchtbaren Bilder nicht mehr gewahr – und unsere Steaks, Schnitzel und Würstchen holen wir säuberlich abgepackt aus dem Kühlregal.
Da geschah es kürzlich, dass in den Kindernachrichten über die belagerte Stadt Homs in Syrien berichtet wurde. Kindernachrichten, ja, Sie haben richtig gelesen, im Anschluss an die Fernseh-Sendung „KiKa“ und die meist sehr lohnende Wissens-Sendung kommen noch die Kindernachrichten. Ich war sehr verwundert, dass dort über Syrien und dies auch mit durchaus deutlichen Bildern berichtet wurde, gleichwohl ich den Auftritt begrüßte und mir klar wurde, dass wir vor den Kindern nicht alles verbergen können.
Es ging um die Freilassung von Bürgern aus der Stadt. Meine kleinen Kinder, jetzt fünf und sieben Jahre alt, fragten mich, was in der Stadt passiert sei und warum die Häuser kaputt sind. Meine Versuche, dieses schreckliche Bild mit seiner selbst für Erwachsene mit gehobenem Bildungshorizont hoher Komplexität zu erläutern, scheiterten schon im Ansatz. Mein Sohn fragte und fragte und wollte natürlich dabei auch die technischen Details zu einem Panzerfahrzeug wissen (wir schenken kein Kriegsspielzeug und trotzdem weiß er, wie eine Pistole gehalten wird!?!) – bis ich antwortete, dass in einem Krieg Menschen sterben und schwer verletzt werden und dass es meistens sehr ungerecht ist und nur wenige Menschen wirklich ein Interesse am Krieg haben aber viele andere Menschen unschuldig mit hinein gezogen werden und dass oft wirtschaftliche und / oder geopolitische Interessen von Belang sind. Meine kleine Tochter saugte wissbegierig meine vielen Erläuterungen auf und schaute mich dabei fragend an, sozusagen harrend der Erläuterung zu den Erläuterungen, auf dass sie mich dann auch verstehe – mein Sohnemann brachte es auf den Punkt und fragte mich: „warum können die sich nicht einfach anders beschäftigen?“
 

Mit der Frage hat er einfach recht – ich gebe die Frage weiter an die Kriegstreiber in Politik und Wirtschaft: bitte beschäftigen Sie sich einfach mit etwas anderem!