Modellprojekt gegen sexuellen Missbrauch von Kindern
Die Zahlen sind alarmierend und haben im Zusammenhang mit der Pandemie zugenommen: Jeder fünfte Junge und jedes dritte Mädchen ist von psychischer (Mobbing/Cybermobbing) oder physischer Gewalt betroffen. Man muss davon ausgehen, dass pro Schulklasse ein bis zwei Schüler Opfer von sexuellen Übergriffen sind/waren. Da die meisten Kinder und Jugendlichen aus Scham kaum darüber sprechen, dürfte die Dunkelziffer noch weit höher liegen. Die digitalen Medien sind in jeglicher Hinsicht ein riesiger Katalysator und Beschleuniger.
In den meisten Fällen ist der Schauplatz innerhalb der eigenen vier Wände. Soweit die traurigen Fakten.
Hinschauen und besser zuhören
Im Schnitt müssen missbrauchte Kinder acht Personen ansprechen, bevor ihnen geglaubt und gehandelt wird. Aber wie können wir sexuellen Missbrauch erkennen?
Es ist nicht einfach die Anzeichen für Missbrauch zu erkennen, denn es gibt eine Vielzahl an möglichen Hinweisen und jeder Mensch reagiert anders auf so ein schreckliches Erlebnis.
Anzeichen hierfür können bei Kleinkindern sein:
- Schlafstörungen, z.B. Alpträume, Angst vor Dunkelheit, Angst zu Bett zu gehen, Weinen, Phobien, Hysterie, nächtliches Bettnässen, usw.
- Weint viel oder ist ungewöhnlich ängstlich.
- Rückfall in ein Kleinkindverhalten, z.B. Daumenlutschen, Bettnässen, Babysprache, usw.
Anzeichen bei größeren Kindern sind zum Beispiel:
- Freundschaften zerbrechen
- Schulschwierigkeiten, wie Schule schwänzen und Leistungsnachlass
- Depressionen bis hin zu Selbstmordgedanken
- Drogen- und Alkoholmissbrauch
- Wiederholte Straftaten, insbesondere Diebstahl
- Altersunangemessenes sexuelles Verhalten
Kampagne gegen sexuellen Missbrauch
Oft bleiben die Opfer ihr Leben lang traumatisiert. Im Kampf gegen alle Formen des Missbrauchs schöpft der Staat eine Vielzahl geeigneter Ressourcen aus. Der Kampf gegen Kindesmissbrauch hat daher auch für die Region Südhessen höchste Priorität. Aus diesem Grund starteten der Verein Bürger und Polizei Bergstraße e. V., die Rotary Clubs der Region, Wildwasser, der Kinderschutzbund sowie das Polizeipräsidium Südhessen eine Kampagne: Unterschiedliche gesellschaftliche Kräfte wurden aktiviert und vereint, um einen wichtigen Beitrag zum Schutz von Kindern und Jugendlichen in der Region Südhessen zu leisten.
Mit Plakaten, Veranstaltungen oder einem speziell auf dieses Thema ausgerichtete Theaterstück sollten sowohl Kinder als auch ihre täglichen Bezugspersonen wie Eltern, Großeltern, Lehrkräfte oder Trainer in Vereinen dafür sensibilisiert werden, bei einem Verdacht auf sexuellen Missbrauch an einem Kind nicht weg- sondern hinzuschauen, sich mit Beratungsstellen in Verbindung zu setzen und die Polizei einzuschalten.
Das Projekt des Polizeipräsidiums und seiner Partner ist vorerst auf zwei Jahre angelegt. Unter der Telefonnummer 0800/2 25 55 30 ist ein Hilfstelefon geschaltet, unter www.hilfe-portal-missbrauch.de gibt es weitere Infos und Adressen.