Muttertag – „Mama sein“ als bezahlter Vollzeitjob
Als Familienportal stehe ich geradezu in der Pflicht, den Muttertag zu ‚feiern‘. Ich wage es kaum, dieses Datum zu ignorieren. Schon seit Tagen werde ich zugeflutet mit Werbung von ‚Mama-Reisezielen“ bis zu ‚Die besten Muttertags-Geschenkideen‘, währenddessen Edeka im Netz für einen Eklat sorgt mit seinem Muttertags-Spot. Ein „Anti-Väter-Spot“ durch ein zweifelhaftes Lob der Mütter durch Abwertung der Väter? Jedes Jahr werden Vorurteile und Rollenklischees auf diese oder andere Weise wieder mal zementiert. Rein historisch gesehen untermauern beide Tage ein genau festgelegtes Rollenverständnis.
Wir reiben uns 364 Tage im Jahr für Job, Haushalt und Familie auf, um einmal im Jahr Wertschätzung zu erhalten?!
Betrachten wir es doch mal realistisch: Wenn „Mutter sein“ ein bezahlter Job wäre, würden Mütter, die sich um Haushalt und Kinder kümmern, ein Monatsgehalt von rund 3.400 Euro netto verdienen!
Der Dienstleistungsvermittler ProntoPro hat anlässlich des Muttertags im Rahmen einer Studie berechnet, wie hoch das Gehalt wäre, wenn Vollzeit-Müttern ihre Arbeit bezahlt werden würde. Dazu wurden typische Tätigkeiten innerhalb und außerhalb des eigenen Haushalts berücksichtigt und mit entsprechenden Stundenlöhnen von Berufen mit vergleichbaren Aufgabenfeldern verrechnet. Dabei kam ProntoPro zu dem Ergebnis, dass das Monatsgehalt einer Mutter von durchschnittlich 3.426 Euro ungefähr dem Einstiegsgehalt eines Facharztes entsprechen würde.
In der Studie wird der Beruf einer Mutter in mehrere Aufgabenbereiche aufgeteilt. Dabei wird von einer Familie mit Mutter, Vater und einem Kleinkind oder Schulkind ausgegangen. Ein erster Beruf innerhalb der Studie ist der einer Tutorin. Für die Hilfe bei Hausaufgaben wird zweimal in der Woche ein Stundenlohn von 30 Euro berechnet. Die Mutter ist außerdem Fahrerin, die ihre Kinder zu jeder Zeit zur Schule, zu den Hobbys oder zu Freunden fährt. Das durchschnittliche Gehalt dieser Berufsgruppe liegt bei 220 Euro pro Tag. Für diesen Anteil wurden 14 Stunden pro Woche berechnet, wobei davon ausgegangen wird, dass die Mutter das Kind weniger häufig fährt als der Vater. Ein weiterer Beruf innerhalb der Studie ist der der Köchin. Bei 5 Mahlzeiten in der Woche und 3 Mahlzeiten am Wochenende, mit einem höheren Anteil der Mutter, werden hierfür 80 Euro pro Person berechnet.
Hinzu kommen die Berufe der Ernährungsberaterin mit 115 Euro und Konditorin mit 110 Euro. Wäsche waschen, Bügeln und Putzen werden drei Mal die Woche mit einem Stundenlohn von 20 Euro berechnet, wobei die Aufgaben gleichmäßig zwischen Vater und Mutter aufgeteilt sind. Als Personal Shopperin, oder Einkaufsberaterin hilft eine Vollzeit-Mutter nicht nur bei Schuhen und Kleidung, sondern auch bei Büchern, Schreibwaren, Sportartikeln und Spielzeug. Dieser Beruf wird mit einem Tageslohn von 270 Euro berechnet. Zu guter Letzt die Rolle des Life Coaches: Jeder Elternteil ist ein Mentor und als solcher 24 Stunden am Tag verfügbar. Die Mutter ist der erste Life Coach, den wir auf unserer Lebensreise treffen. Diese Aufgabe wird mit 440 Euro berechnet und zu gleichen Teilen zwischen Mutter und Vater aufgeteilt. Ebenso der Beruf der Animateurin, unter den zum Beispiel Wochenendausflüge oder Ausflüge auf den Spielplatz fallen. Dieser wird zweimal die Woche mit 175 Euro pro Event berechnet. Insgesamt ergibt dies ein Monatsgehalt von 3.426 Euro für den Beruf der Vollzeit-Mutter.
Warum schaffen wir diese beiden Tage nicht einfach ab und führen dafür einen „Elterntag“ ein? Wir brauchen weder Mutter- noch Vatertag, sondern vor allem eine chancengleiche, gerechte und verantwortungsvolle Gesellschaft, die fähig ist, die gemeinsame Zukunft zu gestalten und über den eigenen Tellerrand zu schauen.