Lerncamps – Pauken, wenn andere Urlaub machen?
Staunen am künstlichen Kletterfelsen. Heute probieren einige Kinder unter Anleitung eines erfahrenen Sportlers, wie man ein Seil fixiert und den Partner sichert. Vom kleinen Bergsee klingt derweil Lachen herüber. Dort vergnügt sich der andere Teil der Gruppe. Doch die Kinder machen hier nicht einfach nur Ferien. Noch vor zwei Stunden wurde gepaukt im alten Schulhaus im Lerncamp Kleinwalsertal. Deshalb sind die Mädchen und Jungen aus Deutschland nach Österreich gereist. „In den Ferien machen wir ja relativ wenig, obwohl man sich ja auf die Schule vorbereiten muss“, sagt eines der Mädchen. „Ich möchte Mathe noch mal gezielt nachholen“
Bedenkliche Defizite
Natürlich soll dein Kind in den Ferien vor allem das tun, wonach ihm der Sinn steht, ohne Notendruck. Auch das sich treiben lassen fördert Kreativität. Etwas auszuprobieren, wirkt positiv auf die Motivation. Dennoch ist es für viele Schülerinnen und Schüler gerade jetzt hilfreich, in einem Bildungscamp Lernmängel abzubauen und den Schulstoff in der eigentlich freien Zeit im Blick zu behalten.
Denn schulische Defizite drücken auf viele Kinderseelen. Bei einem großen Teil von ihnen führte die Corona-Pandemie zu Lernrückständen mit psychischen und sozialen Belastungen. Die Jungen und Mädchen sind durchaus in der Lage, diese Situation zu reflektieren. Nach Aussage der Kultusministerkonferenz bescheinigt sich heute über ein Viertel der 10 bis 16 Jährigen in Deutschland selbst riesige Lernrückstände. Kindern mit Defiziten helfen Ferienkurse deshalb auch, diese Defizite abzubauen.
Kreatives Lernen
Ferien faszinieren durch ihre besondere Stimmung. Alles rückt in die Ferne: Der Leistungsdruck, das Konkurrenzdenken, der Stress mit den Noten. Dein Kind fühlt sich freier. In dieser besonderen Atmosphäre eröffnet ihm ein Feriencamp mit einer klugen Mischung aus Lernen und Abenteuern einen neuen und unbeschwerten Zugang zu Wissen. Hier gibt es neue Freunde, viel Spaß und spielerische Action. Das alles sind positive Schlüsselerlebnisse, die gut sind für die Motivation.
Ferienkurse gibt es für alle Schultypen, Fächer und Altersgruppen, kostenlos oder mit einer mehr oder weniger hohen Selbstbeteiligung. Die verschiedenen Anbieter arbeiten mit unterschiedlichen pädagogischen Konzepten. Bewährt hat sich Unterricht in kleinen Gruppen mit etwa fünf bis acht Mädchen und Jungen. Meist sind die Altersklassen bunt gemischt. Das sorgt für eine Dynamik in der Gruppe, bei der die Jüngeren ehrgeizig werden und die Größeren zu Beschützern und Mentoren.
Auch bei den Unterrichtsfächern setzen Anbieter jeweils andere Schwerpunkte. Fremdsprachen werden ebenso angeboten, wie die Hauptfächer Deutsch, Mathe und Naturwissenschaft. Interessant sind Bildungscamps, die Schulunterricht und Handwerk miteinander kombinieren. Erfolgserlebnisse verschafft das Kindern, die zuerst handwerklich begabt und kreativ sind und mit der Theorie etwas hinterherhinken. Gefragt in höheren Altersgruppen sind Kurse zur Vorbereitung von Prüfungen oder zum Übertritt in eine weiterführende Schulform.
Kreativer Freizeitspaß
Natürlich darf der Spaß nicht zu kurz kommen. Immerhin sind die Bildungscamps Mischungen aus Schule und Ferienlager. Am Vormittag wird gelernt und am Nachmittag lockt als Ausgleich das Abenteuer mit Spiel, Sport und Spaß. Und Chillen steht natürlich auch auf dem Programm. Nicht nur aus Schülersicht hat das eine wichtige Funktion. Klettern, Theatergruppe oder Segeln fördern Teamfähigkeit und Selbstbewusstsein.
Anbieter
Im Netz findet sich zahlreiche Anbieter. Dies ist eine kleine Auswahl:
ekultura
Lerncamps in den Ferien | kultus. hessen.de
Startseite – Jugendwerk der AWO Hessen-Süd (jw-awo.de)
Aktuelle Kursangebote (robot-school.de)
Deutscher Kinderschutzbund Hochtaunus (kinderschutzbund-hochtaunus.de)
Fazit
Ein Lerncamp für die Ferien kann für dein Kind eine wichtige Erfahrung sein. Es hilft, Defizite beim Lernen abzubauen und fördert die Motivation. Dein Kind erlebt so, dass Lernen mehr ist als Druck und Stress und durchaus Spaß machen kann.