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Kindern Halt geben in unsicheren Zeiten

Den ersten Lockdown hat unsere Tochter noch spannend gefunden. Die Schulschließungen im ersten Halbjahr 2021 wurden für sie dann jedoch zu einer großen Stresssituation. Nach und nach hat sie sich verändert. Sie klagte über Kopf- und Bauchweh, hatte Schlafprobleme und war antriebslos. Klar, unser eigenes Wohlbefinden war bei Homeoffice mit gleichzeitigem Homeschooling auch an seine Grenzen gekommen. Die Belastung in unserer Familie hat sich erhöht, die Ressourcen am Ende. Somit hat sich das Zuhause eher zu einem Konfliktort entwickelt…

Krise als das neue Normal

Im März 2020 beginnen zwei lange Jahre des Homeschoolings und der Corona-Pandemie, etwas, das die Lebenswelt von ca. 13 Millionen Kindern und Jugendlichen in ganz Deutschland komplett verändern hat. So kam es während und nach der Pandemie allein auf die Kreativität einzelner Schulleiter an sowie auf das Selbstmanagement der Schüler im Einzelnen, wie Homeschooling und die daraus resultierenden Lernlücken organisiert werden konnten. Doch nicht nur die Pandemie stellt ein einschneidendes Ereignis sowohl für Erwachsene, als auch für die Kinder dar:

Zurzeit sehen wir uns mit so vielen Krisen wie schon lange nicht mehr konfrontiert: Während die Corona-Krise noch immer nicht vorbei ist, tobt ein Krieg in Europa und nicht zu vergessen der Klimawandel, welcher die Zukunft der nächsten Generation und damit auch die unserer Kinder bedroht. Selbst für uns Erwachsenen ist diese schiere Menge an Krisen, Kriegen und Konflikten schwer zu begreifen: Wie also sollen wir unseren Kindern diese Umstände auf der Welt erklären, ohne sie zu überfordern?

Kinder auf die Welt vorbereiten

Krisen sind derzeit omnipräsent. Wir dürfen nicht unterschätzen, wie viel unsere Kinder tatsächlich mitbekommen. Einige dieser Krisen sind Unterrichtsstoff, wieder anderen begegnen sie durch das Fernsehen, Social Media und natürlich auch durch Gespräche der Erwachsenen. Seien Sie aufmerksam, bei dem, was ihr Kind konsumiert. Fake News machen auch vor Kindern nicht Halt.

Spannung und Besorgnis lassen sich kaum vor den eigenen Kindern verbergen. Wenn die Heranwachsenden keine Erklärung bekommen, können sich Fantasien und Ängste entwickeln. Aber wie kann ich ihre Sorgen ernst nehmen und trotzdem Zuversicht und Sicherheit ausstrahlen?

Kindgerechte Krisenkommunikation

An erster Stelle steht immer die Kommunikation. Hierbei sollten Sie sich von kindgerechter Kommunikation leiten lassen. Jedes Kind ist anders und reagiert dementsprechend auch verschieden auf bestimmte Dinge. Ebenso spielt das Alter eine große Rolle: Kleine Kinder tendieren zu körperbezogenen Ausdrucksformen wie Umarmen, wo Ältere vielleicht eher konkrete Fragen stellen. Dies hängt auch vom geistigen und emotionalen Entwicklungsstand des Kindes ab.

Doch egal wie es sich ausdrückt- Sie sollten es ernst nehmen und weder Nachfragen, noch Gefühlsäußerungen herunterspielen oder gar ignorieren.

Versuchen Sie, sachlich und ehrlich über die Krisen zu sprechen. „Mir geht es manchmal auch so, ich verstehe, dass du Angst hast“, kann dem Kind schon bei der Bewältigung der Sachverhalte helfen.

Die gestellten Fragen zeigen Ihnen, wie interessiert es am Thema ist und auf welchem Niveau sich das Gespräch bewegt. Sie sind auch kein Fachexperte, der auf alles eine Antwort haben muss: Im Fall des Falles versprechen Sie das Gefragte später nachzusehen und zu recherchieren, wenn Sie nicht weiterwissen. Versuchen Sie keine trockenen Vorträge zu halten oder ungefiltert Videos oder Nachrichten vorspielen, das Kind könnte schnell überfordert sein. Arbeiten Sie lieber mit Bildern und Interaktionen, was sich gerade beim Thema Klimawandel anbietet. Hilfreich sind Sender wie das ZDF oder KIKA, die kindgerecht aufbereitete Beiträge zu aktuellen Themen  produzieren.

Drei existenzielle psychologische Grundbedürfnisse

Manchmal ist der Weg, unsere Kinder zu glücklichen Menschen und lebenstüchtigen Erwachsenen zu erziehen und Ihnen eine innere Heimat zu geben, die ein Leben lang trägt, kurvig und voller Stolpersteine. Auch wenn es niemand gerne zugibt: Das Hintergrundrauschen jedes Familienlebens besteht aus Erinnerungen, Maßregelungen und Ansagen.

Die Antwort und Lösung auf viele Fragen und Probleme finden wir in den drei existenziellen Grundbedürfnissen von Menschen:

. das nach Zugehörigkeit-Bindung auf der einen Seite
. das nach Autonomie-Selbständigkeit auf der anderen
. und ein stabiles Selbstwertgefühl „Ich bin völlig in Ordnung, so wie ich bin“  

Sie sind der Baustein unserer Psyche und wirken in einem engen Wechselspiel. Wenn wir es schaffen, unsere Kinder bedingungslos zu lieben, ihnen die nötige Geborgenheit und Bindung wie auch die nötige Freiheit und Autonomie zu geben, dann lernen sie, mit sich in Freundschaft zu leben, ihren Fähigkeiten zu vertrauen und anderen Menschen zu vertrauen. Sie sind anpassungs- als auch durchsetzungsfähig.

FAZIT
Mit anderen Worten: Es sind vor allem diese Dinge, die Kinder stark für das Leben machen: Liebe, Selbstbewusstsein, Aufmerksamkeit, Anerkennung und Vertrauen. All das gibt unseren Kindern den benötigten Halt und die Sicherheit für ein selbstbestimmtes Leben und hilft in Krisen, psychischen Auffälligkeiten vorzubeugen.