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Vom Urlaubsparadies ins Alltagschaos

Zurück aus dem Familienurlaub und schon nach einem Tag scheint die Erholung wie weggeblasen? Wir haben ein paar Tipps gegen den Arbeitsfrust nach dem Urlaub…

Traum vs. Wirklichkeit

Wenn ich im Januar an das neue Jahr denke und dabei an den Sommerurlaub, setzt meine Fantasie ein. Vor meinem geistigen Auge sehe ich uns als Familie entspannt im Flugzeug, wie wir auf die Wolken unter uns blicken. Einen Tag später stelle ich mir vor, wie ich mit einem Glas eisgekühltem Rosé aufs Meer schaue. Ich meine, das Salz des Ozeans auf meinen Lippen zu schmecken, während ein sanfter Wind durch mein Haar weht. Wenn es dann endlich losgeht, folgt oft der unvermeidliche Realitätscheck: Der Flug startet um vier Uhr morgens, ich bin völlig übermüdet, die Kinder schlecht gelaunt, und an der Sicherheitskontrolle wartet eine endlos lange Schlange. Irgendjemand hat garantiert noch eine Wasserflasche im Rucksack oder vergessen, die Taschen zu leeren. Und die bange Frage bleibt: Kommen Pässe und Handys wirklich unversehrt durch die Kontrolle? Je nach Anzahl, Alter und Laune der Kinder kann die Anreise zur echten Herausforderung werden. Ähnliches gilt für den Aufenthalt vor Ort: Wird es tatsächlich Erholung oder doch nur der Alltag in schöner Umgebung? Doch der wahre Stress lauert oft woanders – in den Tagen vor dem Urlaub und direkt nach der Rückkehr.

Die Vorbereitungen ‚laufen’…

Starten wir mit dem Moment, in dem die Schulferien beginnen. Wer nicht direkt verreist, sondern weiterhin arbeitet, steht vor der ersten Herausforderung: Wie organisiert man die Betreuung der Schulkinder? Glücklich schätzen kann sich, wer auf Großeltern, einen geöffneten Ferienhort oder Kinder zurückgreifen kann, die gerne Sommercamps besuchen oder an oft kostspieligen Mal-, Bastel- oder Töpferkursen teilnehmen. Doch auch diese Lösungen decken selten mehrere Wochen ab. Eltern im Homeoffice können das Betreuungsproblem teilweise auffangen. Aber jeder kennt die Realität: Kinder nebenbei beschäftigen, nebenbei kochen und dabei immer wieder genervt wie ein Flugbegleiter durchsagen: „Räumt endlich die Spülmaschine aus!“, „Hört auf zu streiten!“ und so weiter…

… und der Stress steigt

Ein echter Stressverstärker vor dem Urlaub sind für berufstätige Eltern all die Dinge, die noch schnell vor der Abreise erledigt werden müssen: unerwartete Projekte, Übergabeprotokolle für Kollegen, E-Mails an Kunden mit dem Hinweis: „Vielen Dank für Ihre Anfrage, ich melde mich wieder in zwei Wochen.“ Parallel dazu müssen Koffer gepackt werden – und zwar meist nicht nur der eigene, sondern auch die der Kinder. Das führt zu typischen Gesprächen wie: „Kann ich Fuffi mitnehmen?“ – „Nein!“ – „Wieso nicht?“ – „Weil du schon Püppi, Bello, Hasi, Blondie und Cookie einpackst. So viele Kuscheltiere passen einfach nicht in den Koffer.

Wer glaubt, dass das Problem „Ich packe das gesamte Kinderzimmer ein“ mit zunehmendem Alter der Kinder verschwindet, wird enttäuscht. Besonders weibliche Teenager neigen dazu, Kleidung für drei Monate mitzunehmen, ergänzt durch diverse Haarstyling-Geräte, fünf Paar Flipflops und eine gefühlte Mini-Ausgabe eines Kosmetikstudios. Das führt zu regelmäßigen Hilferufen wie: „Der Koffer geht nicht zu! Kannst du dich mal draufsetzen, Papa?“ und der nervösen Frage beim Check-in: Bleiben wir unter 25 Kilo, oder steht uns eine saftige Übergepäckgebühr bevor?

Eine Studie des Arbeitsmanagement-Unternehmens Wrike aus dem Jahr 2019 zeigt, dass ein Viertel der Deutschen vor dem Urlaub unter starkem Stress leidet. Damit heben sie sich von anderen Europäern ab: Lediglich 13 Prozent der Briten und sieben Prozent der Franzosen empfinden vor der Reise vergleichbaren Stress. Besonders betroffen sind deutsche Frauen: Fast jede dritte Befragte (29 Prozent) stuft den Vorurlaubsstress als „extrem“ ein, während dies bei den Männern nur 22 Prozent angeben.

Die Ernüchterung des Alltags

Angenommen, der Urlaub war wirklich großartig – die Kinder glücklich, das Wetter perfekt, das Essen köstlich, man hat viel erlebt und sogar drei Romane verschlungen: Was kommt danach?

Unweigerlich der harte Rückfall in den Alltag, quasi der ernüchternde Epilog zum familiären Sommermärchen. Vielleicht haben die Kinder noch Ferien, die Haushaltshilfe ist ebenfalls im Urlaub, und vor der Waschmaschine türmt sich, was auf den ersten Blick wie ein Müllberg aussieht, aber tatsächlich die gesammelte Schmutzwäsche der letzten Wochen ist. Das ist der Moment, in dem man sich entweder tot stellen oder einen Caipirinha mixen möchte, um sich zumindest einzureden, der Urlaub sei noch nicht vorbei.

Nach dem Abbau des Wäschebergs steht der Arbeitsbeginn bevor. Ein Blick ins E-Mail-Postfach enthüllt Nachrichten, die höflich mit „Ich hoffe, Sie hatten einen schönen Urlaub“ starten und dann mit Formulierungen wie „Bitte melden Sie sich dringend“, „Rufen Sie mich baldmöglichst zurück“ oder „Gibt es Neuigkeiten zu meiner Anfrage?“ weitergehen. Schnell geraten Eltern so bereits kurz nach der Rückkehr wieder an ihre Belastungsgrenze. Besonders betroffen sind oft Mütter, die direkt in den „Mental Load“ übergehen: Kindertermine organisieren, To-do-Listen erstellen, Wocheneinkäufe erledigen – und das alles ab Tag eins nach dem Urlaub.

Wer sich nach dem Urlaub plötzlich erschöpft und ausgelaugt fühlt, ist nicht allein. Experten sprechen vom sogenannten „Post-Holiday-Syndrom“. Es ist keine anerkannte Krankheit oder Diagnose, sondern ein vorübergehendes Stimmungstief, ähnlich einem Urlaubsblues. Die Symptome – wie Antriebslosigkeit, schlechte Laune, Konzentrationsprobleme und Müdigkeit – erinnern jedoch an eine Depression. Und das, obwohl man sich gerade noch erholt fühlte.

Generell wirkt der Urlaubseffekt nur kurz. Eine niederländische Studie aus 2009 zeigt, dass die Erholung meist schon in der ersten Woche nach der Rückkehr verblasst. Schätzungsweise zwei Drittel aller Berufstätigen erleben dieses Stimmungstief. Besonders spannend: Je länger und erholsamer der Urlaub war, desto schwerer fällt es, wieder in den Arbeitsalltag zu starten.

Das hilft gegen Urlaubsblues

Die gute Nachricht: Das Stimmungstief nach dem Urlaub ist meist von kurzer Dauer. Denn, wie es jeder Heimkehrer erlebt, der Alltag hat einen schneller wieder, als man es sich wünscht. Zwischen Meetings, Einkäufen, Wäschebergen und Hausaufgaben findet man bald zurück in die gewohnte Routine. Und dann kommt der Moment, in dem man erneut anfängt zu träumen – von Sonne, Meer und Erholung. Die Herausforderungen vor und nach dem Urlaub blendet man dabei einfach aus.

Tipps 

  • Draußen entspannen: Verlängern Sie das Urlaubsgefühl, indem Sie die verbleibenden Sommertage nutzen. Ob Aperitif auf dem Balkon, ein Treffen im Biergarten oder ein Picknick im Park – kleine Auszeiten helfen, die Urlaubsstimmung zu bewahren.
  • Gut vorbereitet starten: Erledigen Sie vor dem Urlaub möglichst viele Projekte, um nicht direkt mit Vollgas starten zu müssen. Auch zu Hause zahlt sich Vorbereitung aus: Eine aufgeräumte Wohnung verhindert, dass neben Kofferauspacken und Wäschebergen auch noch Chaos beseitigt werden muss.
  • Kinder einbeziehen: Lassen Sie die Kinder bei der Hausarbeit mithelfen, vor allem, wenn sie noch Ferien haben. Vermeiden Sie lange Diskussionen oder Erklärungen. Stattdessen wirken klare, kurze Anweisungen effektiver: „Bitte die Wäsche zusammenlegen. Danke!“
  • Den Einstieg entschleunigen: Planen Sie die Rückreise so, dass ein Puffertag bleibt, bevor die Arbeit wieder startet. Im Büro hilft ein sanfter Start: Tauschen Sie sich in der Teeküche aus, zeigen Sie Urlaubsfotos und finden Sie Schritt für Schritt zurück in den Arbeitsfluss.
  • Erinnerungen teilen: Lassen Sie den Urlaub in der Familie Revue passieren. Schauen Sie Fotos an, basteln Sie ein Erinnerungsalbum mit Eintrittskarten, Stadtplänen oder Muscheln. Ältere Kinder können kreative Urlaubsvideos erstellen – eine tolle Möglichkeit, gemeinsam die schönen Momente aufleben zu lassen.

 

FAZIT: Alltag pimpen wie einen All-Inclusive-Cocktail – mit extra Spaßschirmchen und weniger Chef. Und wer sagt, man braucht Palmen zum Glücklichsein, hat noch nie im Bademantel Pizza auf der Couch gegessen!