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Welche Rolle Väter im Leben ihrer Kinder spielen

„Papa ist da!“ Wenn ich abends nach Hause komme, kennt die Freude meines 3-jährigen Sohnes keine Grenzen. Auch wenn er vielleicht gerade intensiv in ein Spiel vertieft ist, rennt er aufgeregt zur Tür. Mit der Ruhe ist es dann erst mal vorbei, während er kreischend auf meinem Rücken durch die Wohnung galoppiert. Mein Frau wird dann aktuell ignoriert. Geht es aber um Schutz oder Ruhe, ist schnell wieder die Mama gefragt….

Die prägende Bindung für Kinder am Anfang ihres Lebens ist die Bindung zu ihren Eltern oder primären Bezugspersonen. Diese frühe Bindung wird oft als die Grundlage für die zukünftigen Beziehungen und sozio-emotionalen Entwicklungen des Kindes betrachtet. In den meisten Fällen sind das die Eltern…. insbesondere die Mama.

Wo liegt der Unterschied bei den Eltern?

Mutter und Vater sind beide unverzichtbar für die Erziehung eines Kindes, aber sie setzen unterschiedliche Schwerpunkte.

Forschungsstudien zeigen, dass im Durchschnitt Väter weniger sensibel auf die Bedürfnisse kleiner Kinder reagieren als Mütter. Sensibilität bezieht sich dabei auf die Fähigkeit, die Signale eines Kindes schnell zu erkennen und darauf angemessen zu reagieren. In der Regel sind es Mütter, die die Bedürfnisse kleiner Kinder präzise erfassen und wissen, wie sie darauf reagieren müssen. Im Vergleich dazu neigen Väter dazu, eher nachdenklich und zurückhaltend zu reagieren.

In der Phase, in der Kinder noch nicht in der Lage sind, ihre Emotionen selbst zu regulieren, ist es wichtig, dass sie eine stark fürsorgliche Bezugsperson haben, die ihnen dabei hilft, negative Emotionen abzubauen. Meist ist dies die Mutter. Später bietet die typisch verzögerte Reaktion von Vätern den Kindern die Chance, zuerst selbst zu versuchen, ihre Emotionen zu regulieren. Bei der Stressbewältigung ist das gut, wie beispielsweise Trotzanfällen. Da unterstützen Väter ihre Kinder viel besser als Mütter.

Das heißt aber nicht, dass Mütter für die emotionalen Bedürfnisse da sind und Väter für Kognition und Vernunft. Manchmal sind auch Väter die sensibleren und emotional handelnden Betreuungspersonen. Beide Eltern sind in gleicher Weise für die Lebenszufriedenheit ihrer Kinder wichtig.

Weibliche und männliche Fähigkeiten

Entwicklungspsychologen haben untersucht, welche Rolle Väter im Leben ihrer Kinder spielen. Väter besitzen bestimmte Fähigkeiten, die sie besonders gut für die Entwicklung ihrer Kinder einsetzen können:

Kommunikation
Zum Beispiel unterscheidet sich die Art und Weise, wie Väter mit ihren kleinen Kindern sprechen, von der von Müttern. Väter reden anders mit ihren Kindern. Was genau ist der Unterschied? Anders als Mütter reagieren Männer auf das unverständliche Gebrabbel ihrer Kleinkinder. Während Mütter oft bereits wissen, was ihre Kinder meinen, stellen Väter viele Nachfragen. Dies hat einen großen Einfluss auf die sprachliche Entwicklung der Kinder.

Beziehung und Interaktion
Im Gegensatz zu Frauen zeigen viele Männer ein weniger behütendes Verhalten gegenüber ihren Kindern. Stattdessen fördern sie die Neugier ihrer Kinder, aktivieren ihr Verhalten und sind oft spielerischer. Sie rangeln gemeinsam, messen ihre Kräfte, rennen und toben mit ihren Kindern. Sie ermuntern Neues auszuprobieren und sich Herausforderungen zu stellen. Kinder lernen, ihr Gleichgewicht besser zu halten, da ihr Emotionssystem durch das Toben durcheinandergerüttelt wird und sie mit starken Gefühlen umgehen lernen müssen. Das spielerische Erlernen von Stress oder die eigenen Stärken und Schwächen erkennen, ist für die kindliche Entwicklung wichtig. Väter spielen hierbei eine besonders wichtige Rolle.

Das soziales Umfeld mit männlichen Bezugspersonen kann dem Kind eine breitere Palette an sozialen Interaktionen und Beziehungen bieten. Die unterschiedlichen Perspektiven, Verhaltensweisen und Interessen können dazu beitragen, dass das Kind seine soziale Kompetenz und Empathie stärker ausprägt. Darüber hinaus können männliche Bezugspersonen dem Kind auch bestimmte Fähigkeiten und Aktivitäten näherbringen, die sie in einer rein weiblichen Umgebung möglicherweise nicht entdeckt hätten.

Aktive Vaterschaft heute

Nichts fällt vom Himmel. Die Qualität der Vaterschaft wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst, darunter die Beziehung zum Kind und zur Mutter, aber auch äußere Umstände wie die Vereinbarkeit von Job und Familie. Auch das Verhalten des Kindes kann einen Einfluss auf die Vater-Kind-Beziehung haben. Es ist daher wichtig, dass Väter sich bewusst mit ihrer Rolle auseinandersetzen und aktiv an der Gestaltung der Beziehung zu ihren Kindern arbeiten.

Über viele Generationen hinweg haben Väter das Feld der Erziehung den Müttern überlassen. Heutzutage agieren die meisten Väter als soziale Väter, indem sie nicht mehr autoritär wie in vergangenen Generationen auftreten. Stattdessen geben sie ihren Kindern Raum für individuelle Entscheidungen und sind emotional eng mit ihnen verbunden.

Laut der Statistik bezeichnen sich 33 Prozent der Väter als „aktiv“, während 30 Prozent sich als „durchschnittlich“ und 37 Prozent als „passiv“ beschreiben. Ist es nur das „aktive“ Drittel, das eine prägende Beziehung zu ihrem Kind aufbaut?

Klar ist, dass nur Väter, die aktiv in den Alltag ihres Kindes eingreifen, eine wirklich tiefe Bindung zum Kind aufbauen können. Diese Väter übernehmen nicht nur die Rolle des Spielpartners am Wochenende, sondern beteiligen sich aktiv an der täglichen Fürsorge und investieren Zeit und Energie in die Beziehung. Bei durchschnittlichen Vätern bleibt die Mutter oft das primäre Bezugsperson-Modell. Passive Väter bauen kaum gute Bindungen zu ihren Kindern auf.

Väter in der Elternzeit

Auch junge Väter arbeiten heute eher mehr als vor der Geburt des Kindes. Und Umfragen belegen, dass ihnen ihre Ernährerrolle sehr wichtig ist. Wie sollen sie ihrer Väterrolle gerecht werden?

Eine Fokussierung auf die Elternzeit als Maßstab für aktive Vaterschaft greift zu kurz. Stattdessen sollte man bedenken, dass die aktive Rolle des Vaters weit über das erste Lebensjahr des Kindes hinausgeht. In dieser Zeit entwickelt das Kind seine Feinmotorik, Sprache, Denkfähigkeit und es setzt sich intensiver mit seiner Umwelt auseinander. Hier sind Anregungen und Fürsorge von Vätern von großer Bedeutung. Es liegt auf der Hand, dass Väter für diese Entwicklung ihres Kindes gebraucht werden und eine wichtige Rolle dabei spielen können.

Alleinerziehend

Und wie entwickeln sich Kinder von Alleinerziehenden? In der Regel sind Frauen häufiger alleinerziehend als Männer. Dies kann verschiedene Gründe haben, wie zum Beispiel Trennung oder Scheidung, ungewollte Schwangerschaften oder den Tod des Partners. Auch kulturelle und gesellschaftliche Faktoren können eine Rolle spielen, wie traditionelle Rollenbilder, die Frauen stärker in die Verantwortung für die Kindererziehung drängen.

Interessant ist, dass die Bindung zwischen Vater und Kind stark von der Qualität der Partnerschaft abhängig zu sein scheint. Ein Mann stellt seinen Kinderwunsch oft in Abhängigkeit von einer passenden Partnerin. Wenn die Partnerschaft schwierig ist oder von vielen Konflikten belastet wird, neigt er dazu, die Vaterschaft nicht wirklich ausüben zu wollen.

Männer, die in zufriedenen Partnerschaften leben bzw. in funktionierenden getrennten Partnerschaften wollen dagegen gute Väter sein. Sie wollen neben der finanziellen Absicherung vor allem auch zur Familienatmosphäre beitragen.

Eine engagierte Vaterschaft stellt für Kinder immer ein beständiges und nachhaltiges Potential für die kindliche Entwicklung dar.

Fazit:

Die Art und Weise, wie Väter und Mütter ihre Kinder erziehen, kann variieren, aber das hat keinen Einfluss auf die Qualität der Eltern-Kind-Beziehung. Wenn Väter ihre Rolle authentisch annehmen und sich entsprechend ihrer Persönlichkeit in die Erziehung einbringen, profitiert das Kind unabhängig davon positiv. Eine solche authentische Beteiligung hat vor allem positive Auswirkungen auf den Selbstwert, das Selbstbild und das Selbstbewusstsein des Kindes. Langfristig trägt dies entscheidend zur Veränderung des allgemeinen Rollenverständnisses bei.

Zudem ist es fast immer möglich, aus den alten Rollenbildern auszubrechen. Die Vorstellungen von Vätern und Müttern verändern sich. Im Alltag vermischen sich diese Rollen immer mehr. Die alten Kategorien von „typischem Papa“ und „typischer Mama“ verlieren zunehmend an Bedeutung.